Nekudah

Verlag Nekudah, Munkatsch/Mukačevo

Der Verlag Nekudah war als Genossenschaft organisiert und wurde „1928 u.a. durch die Initiative von Ignác Deutsch, Direktor der mit Kapital des American Jewish Joint Distribution Committee aufgebauten Jüdischen Kreditgenossenschaft Mukačevo“ gegründet.[1] Erste Veröffentlichungen sind ab 1931 nachweisbar.[2] Die Verlagsausrichtung war rein zionistisch.

Der leicht exotische Erscheinungsort ist u.a. darauf zurückzuführen, dass die Juden dort rund die Hälfte der Bewohner ausmachten. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war Mukačevo ein Spielball in den politischen Entwicklungen. Nach 1919 wurde die Stadt der neu gegründeten Tschechoslowakei zugeordnet, im November 1938 wurde sie an das Königreich Ungarn zurückgegeben und hieß wieder Munkács. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht im Mai 1944 wurde bis Juli 1944 die gesamte jüdische Bevölkerung nach Auschwitz deportiert, wo über 80% ermordet wurden. Die Stadt wurde im Herbst 1944 von der Roten Armee erobert, und nach dem Ende des Kriegs kam die Stadt zur Sowjetunion.

Die wichtigste Veröffentlichung des Verlags war die ab Juni 1936 und bis Oktober/November 1938 erscheinende und von Manfred Georg mitbegründete deutschsprachige zionistische Zeitschrift Jüdische Revue. Zum Programm der Zeitschrift heißt es auf Seite 1 des ersten Heftes des ersten Jahrgangs:

“In diesem Jahre 1936 kann man sagen, daß das Andrängen feindlicher Kräfte gegen das jüdische Lager auf dieser Erde hergestellt hat, was lange nicht bestand: das große Gefühl der Solidarität, das Gefühl der echten Zugehörigkeit zu einer durch seine Historie erhaben legitimierten Nation. Dieser Gemeinschaft soll die ‚Jüdische Revue‘ dienen. (…) Die ‚Jüdische Revue‘ übermittelt keine Nachrichten, sondern sie prüft jeden Monat die jüdische Situation aus jener Distanz, die die typische Aufgabe einer Zeitschrift im Gegensatz zu einer Zeitung ist.”[3]

Die Zeitschrift stellte ihr Erscheinen im November 1938 ein.


Verlagsproduktion

Von der eher schmalen Verlagsproduktion konnten folgende Werke in der Tschechischen Nationalbibliothek nachgewiesen werden.

  • Bauer, Viktor: Volk unterwegs – Staat unterwegs. Ein jüdisches Buch. In Mukačevo: Nekudah-Verlag, 1936.
  • Ben-Gavriel: Kleines Palästinabuch für empfindsame Reisende. Documenta Judaica, 1; Jüdische Revue, Sonderheft.
  • Buber, Martin: Die Vorurteile der Jugend. Ansprache an die jüdische Jugend, gehalten in Prag am 13. Januar 1937. Hrsg. vom Zionistischen Distriktskomité Praha. (Aus Jüdische Revue, 1937)
  • Klötzel, C.Z.: „Anjuvanam“. Bericht über eine Reise zu den Schwarzen und Weißen Juden in Cochin. Mukačevo: Nekudah, [1938]. Documenta Judaica, 2; Jüdische Revue, Sonderheft.
  • Markuš, Oleksander: Nova Evropa. Učebnyk geografie. Uložyly: Aleksandr Markuš i M. Dvorjan. Vydanja druhe. V Mukačeve: Nekudah, 1931. (Vydanja pedagogičnoho tovaristva Podkarpatskoe Rusy v Užhorode ; Č. 39).
  • Neumann, Oskar: Fahrt nach Osten. Impressionen einer Erez-Israel-Fahrt. Mukačevo: Nekudah Verlag, 1933.
  • Neumann, Oskar: Rote Perlen. Neue Verse. Mukačevo: Nekudah-Verlag, 1931.
  • Sole, Wilhelm: Kulturprobleme des Judentums. Mukačevo: Nekudah, 1938.
  • Sussmann, J.: Das Wechsel- und Scheckrecht Palästinas. Deutsche Uebersetzung der Wechselordnung [aus dem Englischen] mit Erläuterungen von J. Sussmann. Mukačevo: Nekudah, 1937.
  • Tramer, Hans: Die Karäer. Ihre Geschichte und Lehre im Rahmen einer systematischen Geschichtsbetrachtung. Mukačevo: Nekudah-Verlag, 1938.
  • Voith, György: A zsidóság igaza. Mukačevo: Nekudah, [1938].
  • Wurmbrand, Michael: Die Leuchte. Drama in fünf Akten. Mukačevo: Nekudah, 1938.


Anmerkungen

[1] Daniel Müller: Manfred Georg und die »Jüdische Revue«. Eine Exilzeitschrift in der Tschechoslowakei 1936 – 1938.  Konstanz: UVK Medien 2000, S. 48. (= Journalismus und Geschichte. Hrsg. Hans Bohrmann und Hörst Pöttker, Bd. 1)

[2] Laut Müller, Verfasser der bislang ausführlichsten Studie über die Jüdische Revue, existiert weder das Redaktionsarchiv der Zeitschrift noch das Archiv des Verlags Nekudah. Beide sind vermutlich vernichtet worden. Weitere Information über Verlag und Zeitschrift sind Müllers gedruckter Diplomarbeit zu entnehmen.

[3] Manfred George: Was die ‚jüdische Revue‘ will, 1 (1936), Heft 1, Seite 1. Zit. nach Thomas Dietzel/Hans-Otto Hügel: Deutsche Literarische Zeitschriften 1880–1945. Ein Repertorium. Band 2, S. 622.