I.L. Kober

I.L. Kober (1928) Sortimentsbuchhandlung, Prag/Praha

Spez.: Technologie, Naturwiss. Gegr. 1846. Inh.: Josef Salač sen. und Josef Salač jun., seit 24.11.1919.


* (50jähriges Geschäftsjubiläum.) Die Firma I.L. Kober, Sortimentsbuchhandlung,  Verlag und Druckerei in Prag kann auf 50 Jahre ihres Bestehens zurückblicken. Der Begründer der Firma I.L. Kober, einer der größten in Prag, Ignaz Leopold Kober, war als Sohn armer Eltern im Jahre 1825 in Prag geboren. Als dreizehnjähriger Knabe wurde er zu einem Schlosser in die Lehre gegeben, aber sein großer Hang zur Lektüre gab ihm die Feder in die Hand, so daß er bereits mit 16 Jahren verschiedene Beiträge in Wiener belletristischen Zeitschriften veröffentlichte. Schon im Jahre 1843 entschloß er sich, nach damaliger Art als Kolporteur, Bücher zu vertreiben, und aus dieser Liebe zum Buche entstand später auch der Entschluß, einen eigenen Verlag zu gründen. Er etablierte sich in Tabor in Böhmen und begann damit, das berühmte Album der deutschen Belletristik herauszugeben, das die enorme Zahl von 315 Bänden erreichte und die besten deutschen Autoren zu seinen Mitarbeitern zählte. Später siedelte er nach Prag über, wo er im Jahre 1861 eine Sortimentsbuchhandlung und Buchdruckerei gründete. Er gab schöne Kunstwerke, wie z.B. Mikovec, Altertümer: Zaß, Prag, sowie auch eine große Anzahl Werke in böhmischer Sprache heraus, so daß die Zahl seiner Verlagswerke viele Hunderte erreichte, darunter ein Konversationslexikon in 11 Bänden, die Geschichte Böhmens in 5 Bänden und die Nationalbibliothek in 100 Bänden. Nach seinem Tod ging das Geschäft an seine Witwe über, die es nahezu 30 Jahre führte, worauf es von dem jetzigen Besitzer, Herrn Josef Salač, käuflich übernommen wurde, der es seit 15 Jahren führt und zum Teil in andere Bahnen gelenkt hat. Die Verlagstätigkeit des heutigen bedeutenden Geschäfts bewegt sich auf dem Felde der Naturwissenschaften und Technologie, doch haben auch viele hervorragende Werke deutscher Literatur in dem jetzigen Besitzer einen Förderer gefunden, indem er sie in böhmischer Sprache herausgab. Seinem beharrlichen Vorwärtsstreben gelten unsere Glückwünsche zum Jubiläum.

Oesterr.-ungar. Buchhändler-Correspondenz, Nr. 48, 29. November 1911, S. 697.


Zu Kober siehe auch Alena Köllner: Buchwesen in Prag. Von Václav Matĕj Kramerius bis Jan Otto. Wien: edition praesens 2000, S. 92f. (Buchforschung. Beiträge zum Buchwesen in Österreich, Band 1)