A. Píša, Brünn/Brno
Laut ADB, 1935, Buch-, Kunsthandel und modernes Antiquariat. Buchhändler der čech. Technischen Hochschule in Brünn. Gegründet 1. März 1898. Inhaber Ernst Píša.
Beitrag zur Geschichte des Buchhandels in Mähren[1]
Verlagsbuchhändler Ernst Píša in Brünn, ein Siebziger. Er begann seine buchhändlerische Tätigkeit bei C. Winkler in Brünn, wo er nach der Auslehre weitere 6 Jahre als Gehilfe arbeitete, um dann nach Olmütz zu R. Promberger und später zu F. Tempsky nach Prag zu gehen. Zur Zeit seiner Mitarbeiterschaft bei diesen Firmen waren dieselben in größter Tätigkeit. C. Winkler gab damals eine bedeutende Anzahl deutscher und tschechischer Schriften heraus, desgleichen auch R. Promberger. Bei Letzterem, sowie bei F. Tempsky waren Schulbücher die wichtigste Verlagsproduktion. Nach dieser Vorbereitung konnte es der damals Dreiundreißigjährige wagen, eine eigene Buchhandlung zu gründen. Er begann seine Tätigkeit am 1. März 1898 in Brünn in der damaligen Rudolfgasse 13 und als die Geschäftsräume nicht reichten, übersiedelte er 1903 in Nr. 11 und im Laufe der Entwicklung seines Geschäftes dann in Nr. 28 (jetzt: Česká ul.). Seine Anfänge fielen damals in eine sehr bewegte Zeit nationaler Kämpfe. Tschechische Mittel- und Fachschulen, Vereine aller Art wurden gegründet, der literarische Bedarf der tschechischen Bevölkerung stieg von Tag und Tag. Von den 16 Buchhändlern in Brünn vertrieben 15 mehr oder weniger nur deutsches Schrifttum (1890), so daß der Vertrieb der tschechischen Literatur der damals einzigen tschechischen Buchhandlung (Joža Barvič) und der neu gegründeten Firma A. Píša verblieb. Dieselbe betrieb im Anfang Kolportage von Heftausgaben bedeutender tschechischer Schriftsteller (Palacký, Nemcová, Čech, Kosmák, Klostermann, Kosina, Bráz, u.a.) sowie Kalender, dazwischen auch Antiquariat. Bedeutend war auch der Verkauf von Bildern (Originale wie Reproduktionen) der damals in vollem Schaffen stehenden tschechischen Maler, wie Úprka, Kalvoda, Švaiger, Mucha u.a. Die Verlagstätigkeit war äußerst rege. Die literarischen Talente Mährens kamen an erster Stelle zur Geltung (Bystřina, Holý, Merhaut, Přikryl, Tréval, Vymazal) in der Kunst Jurkovič, Šima und in der Musik Janáček. Zur Zeit des politischen Umsturzes war die Firma bereits auf voller Höhe ihres buchhändlerischen Schaffens. Die Neugründung von tschechischen Hochschulen (Universität, Landw. Hochschule, Tierärztl. Hochschule) und deren wissenschaftliche Laboratorien und Bibliotheken bedingte auch eine schnelle Beschaffung aller Behelfe. Hier konnte die Firma mit ihren weit über die Grenze reichenden Geschäftsverbindungen voll einspringen.
Die Firma A. Píša war der immer mit begehrteste Lehrplatz des tschechischen Jungbuchhandels. Von den 99 Angestellten, die bisher bei der Firma arbeiteten, haben eine ganze Anzahl eigene Geschäfte gegründet, so: K. Ausobský, B.-Budweis; R. Pospíchal, Frankstadt a.N.; A. Perout, B. Bunš, Hanák, alle drei Mähr.-Ostrau; E. Kment, Proßnitz; F. Sequenc, Frauenberg; A. Kloúda, Znaim; Fr. Píša, Königgrätz; Pejša, Brünn. Gegenwärtig beschäftigt die Firma 17 Angestellte, davon viele langjährig. Diesen ist der Inhaber stets ein mustergültiges und unermüdliches Vorbild, gerecht im Verkehr und Handeln. Der Kundenkreis umfaßt alle Bevölkerungsschichten, besonders aber Lehranstalten und Bibliotheken.
Der Jubilar, am 14.April 1865 geboren, arbeitet in voller Gesundheit, die wir ihm noch viele Jahre aufrichtig wünschen. Seine größte Anerkennung erreichte er durch die Wahl zum Vorstand des Gremiums der Brünner Buchhändler, das heute 175 Berufsgenossen beider Nationen vereinigt. Er ist seit Anbeginn Mitglied beim Verein der Brünner Buchhändler, sowie beim Verein der mähr.-schles. Buchhändler. Er ist Mitbegründer des „Spolek moravskych knihkupcu“, wo er als Vorstand wirkt, weiter ist er Ausschußmitglied des „Svaz knihkupců a nakladatelů in Prag“. Seit 1898 ist er auch Mitglied des Börsenvereines. Für seine Mitarbeit bei der Handels- und Gewerbekammer und des Handelsgerichtes wurde ihm der Titel eines Kommerzialrates erteilt.
Frant. Krejčiček.
Anmerkungen
[1] Der Buchhändler, 16. Jg., Nr. 10/11, 1.-11. April 1935, S. 46.