A. Blažek

Blažek (Neuzeitbücher-Verlag), Freiwaldau-Gräfenberg/Fryvaldov-Gräfenberg

Die am 14. Juni 1836 gegründete Firma war als Verlag, Sortiments-, Buch-, Musikalienhandlung, Leihbücherei und Schreibmaterialienhandlung tätig. Inhaber war (1937) Anton Blažek. Die Adressbücher verzeichnen auch die Firma Neuzeitbücher-Verlag (gegr. 1. März 1920 in Frankfurt am Main) mit Anton Blažek als Inhaber. Ein einziges Werk mit diesem Impressum konnte nachgewiesen werden (Anton Fortwängler: Die Pflege des Auges, 1927). Ansonsten weisen die nachgewiesenen Publikationen keine bestimmte Verlagslinie auf und deuten eher auf die Durchführung von Druckaufträgen hin. So erschienen ein paar Romane (Friedrich Kaminsky: Des Bischofs Kapellmeister. Roman aus der Zeit der ersten deutschen Oper, 1926, und Hedwig Teichmann: Die schwarze Katze (1919), sowie Richard Sokls Geschichtlan vom Schiedeseff und Rolf Reddeldeis Lyrikband Rund ums Kunterbunt.

Es erschienen ferner heimatkundliche Werke, darunter Wege- und Straßenkarten von Mährisch-Schlesien, darunter Julius Mückes Führer durch das Mährisch-Schlesische Sudetengebirge (1926), Josef Nitsches Führer durch Freiwaldau, Gräfenberg und Nieder-Lindewiese, Altvater. Organ des mährisch-schlesischen Sudeten-Gebirgs-Vereines, Adolf Kettners Ehrenhalle des politischen Bezirkes Freiwaldau. Eine Sammlung von Biographien (1904), sowie diverse medizinische Hefte. Blažek war auch Drucker und Verleger der Zeitung Mährisch-Schlesische Presse.

Im letzten Adreßbuch des Deutschen Buchhandels vor Kriegsende (1942) scheint die Firma als Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung, Antiquariat, Leihbücherei und Papierhandlung auf (Freiwaldau, Adolf Hitler Platz 67). Inhaber war Franz Wildner.


Anton Blažek.
(Zu seinem 70. Geburtstag)

Die Firma A. Blažek in Freiwaldau steht im Zeichen eines frohes Festes: der Chef des Unternehmens vollendete am 1. Dezember d.J. sein 70. Lebensjahr. Dieses seltene Ereignis wird gewiß auch in berufskreisen freudigen Widerhall auslösen. Nach dem Besuche der Volksschule in Freiwaldau absolvierte A. Blažek das Obergymnasium in Neisse und wandte sich dann dem Buchhandel zu, den er an der Universitäts-Buchhandlung in Gießen erlernte. Nachdem er einige Zeit in Bremen als Gehilfe tätig gewesen war, rückte er zum ehemaligen k.u.k. Infanterieregiment „Kaiser“ Nr. 1 nach Troppau ein. Dem ‚Regiment standen damals schwere Tage bevor. In Bosnien war ein Aufstand ausgebrochen, zu dessen Niederwerfung auch das Troppauer Hausregiment herangezogen wurde. Der Guerilla-Krieg gegen die Insurgenten gestaltete sich bei selten strengem Winter äußerst schwierig, endete aber erfolgreich für die Truppen. Im Herbst 1882 zog das Regiment unter Oberst (Freiherr von Lichtenberg) in die geschmückte Stadt Troppau ein. Herr Blažek, der als Rechnungs-Unteroffizier abrüstete, weiß aus den Tagen der Insurgenten-Kampagne viel und spannend zu erzählen. Nach der Militärzeit finden wir unseren Jubilar als Geschäftsführer bei Otto Hendel in Halle. An der Saale hellem Strande stehen bekanntlich nicht nur Burgen stolz und kühn, sondern dort lacht auch „freundlich manch roter Mund“. Hier sah der junge Geschäftsführer, das Herz heiter und gesund, zu tief in „holder Augen Sterne“. Und als „der Wanderer von dannen zog“, hing an seinem Arm ein liebendes Weib: die Kaufmannstochter Frieda Kahlenberg, die ihm am 22. Mai 1888 des Priesters Hand angetraut hatte. Von Halle, wo Blažek die „Bibliothek der Gesamtliteratur“ gegründet hatte, begab er sich nach Hannover in die Dienste der Hellwigschen Hof- und Verlagsbuchhandlung. Das stete Streben nach Selbständigkeit führte ihn nach Frankfurt a.M., woselbst er eine Sortiments- und Antiquariatsbuchhandlung gründete, die er mit Dr. Bergmann und seinem Bruder Karl 17 Jahre führte. 1907 trat er als Verlagsdirektor in den Verband der weltbekannten Firma Hermann Hilger in Berlin, woselbst er die „Deutsche Jugendbücherei“ ins Leben rief. Im Weltkrieg gewann Direktor Blažek den deutschen Kronprinzen und hohe Militärs für den Gedanken der Errichtung von Feldbuchhandlungen, dessen Ausführung glänzende Resultate zeitigte. Waggonweise rollte ausgesuchter Lesestoff an die verschiedenen Fronten. Die durch den verlorenen Krieg verursachten Verhältnisse im Deutschen Reiche veranlaßten Herrn Blažek, in seine Heimat zurückzukehren, woselbst sich ihm Gelegenheit bot, das väterliche Geschäft zu übernehmen. Und so ist er denn seit 1921 Inhaber der Firma „A. Blažek“, die sein Großvater 1836 gründete. Hier fand der schaffensfrohe Mann, dessen Lebenszweck unermüdliche Arbeit ist, ein reiches Betätigungsfeld. Mit Eifer und Fleiß schuf er der „Mähr.-Schles. Presse“ einen weit ausgedehnten Leserkreis, seiner fachmännischen Tüchtigkeit und langjährigen Erfahrung ist die Hebung und Ausgestaltung der Verlagsbuchhandlung zu danken und im jüngst vergangenen Sommer erfuhr die Buchdruckerei eine vollständige Neugestaltung im eigenen Hause, das vor einigen Jahren käuflich erworben wurde.

Allen seinen Arbeitern und Angestellten gibt der Jubilar durch pünktliche Pflichterfüllung und nimmermüden Fleiß das schönste Beispiel. Durch Freundlichkeit und Milde weiß er sich deren Sympathien zu sichern und so hat das Schifflein bei ruhiger See seit 10 Jahren glückliche Fahrt.

Mit dem herzlichsten Wunsche, es mögen der Firma „A. Blažek“ unter Führung des derzeitigen Chefs noch recht viele glückliche Jahre beschieden sein, seien diese Zeilen geschlossen.

In: Der Buchhändler, 12. Jg., Nr. 34, 1. Dezember 1931, S. 157–158.