Verlag Karl Hermann Frank

„Egerlandhaus für Buch und Kunst“, Verlag Karl Hermann Frank (1925), Elbogen/Loket – Karlsbad/Karlovy Vary

Karl Hermann Frank (21.1.1898–22.5.1946), der spätere stellvertretende Gauleiter des Sudetengaus (bis Mitte März 1939) und Staatssekretär (ab 1943 Staatsminister) beim Reichsprotektor in Böhmen und Mähren, gründete laut Perles‘ Adressbuch Jg. 1930 „Egerlandhaus für Buch und Kunst“ (Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung und Verlagsauslieferung) im September 1925 (lt. Adressbuch des Deutschen Buchhandels: 1.7.1925) in der Hauptstraße 38 in Elbogen/Loket.[1]

Die ersten dort erschienenen Publikationen waren eine Bildermappe (Elbogen im Egerland, 1926) sowie ein Werk zur Lokalgeschichte (Alois Bergmann: Die Schmiedkreuze Westböhmens, 1926). 1928 erschien ein Erzählband von Ernst Frank Von den sieben reinen Seelen um Florian Einsam. 1930 erschien ein Illustrierter Führer durch die alte Burgstadt Elbogen und Umgebung, herausgegeben vom lokalen Verkehrsverein. Frank übersiedelte 1931 des besseren Umsatzes wegen nach Karlsbad. Hier erschien 1934 ein weiterer Band von seinem Bruder Ernst: Der silberne Löwe im roten Feld. Bilder aus der Kulturgeschichte einer sudetendeutschen Stadt. Ende 1933 stellte Karl Hermann Frank seine Arbeitskraft und seinen Verlag der Partei Konrad Henleins zur Verfügung. Der Eintrag im Adressbuch des Deutschen Buchhandels 1937 beschreibt die politische Ausrichtung des Verlags wie folgt: „Verlag. Spez.: Politik und turnerische Manneserziehung. Verlag der „Sudetendeutschen Heimatfront“. Heimatbücher. Verlagsarbeit der Sudetendeutschen Partei in der ČSR“. Adalbert Schmidt (Die sudetendeutsche Dichtung der Gegenwart. 1938, S. 147) charakterisiert den Verlag folgendermaßen: „Der Verlag Karl Hermann Frank in Karlsbad ist das Lager des politischen Schrifftums im Dienste der Sudetendeutschen Partei Konrad Henleins. Neben Büchern und Broschüren, die über Werben und Wachsen der Bewegung unterrichten, sind auch Liederbücher und Jugendschriftenreihen vertreten.“ Frank beendete seine Verlagstätigkeit mit dem Anschluss 1938.[2] In seiner Eigenschaft als Staatsminister organisierte Frank u.a. das Massaker an der Bevölkerung im böhmischen Dorf Lidiče. Nach 1945 geriet Frank in amerikanische Gefangenschaft, wurde zwar verhört, aber in Nürnberg nicht angeklagt. Er wurde von den Alliierten an die Tschechen übergeben. Sein Prozess  in Prag endete mit dem Todesurteil. Frank wurde am 22. Mai 1946 öffentlich hingerichtet.[3] Sein Bruder Ernst, ebenfalls Nationalsozialist, gründete 1952 den Heimreiter-Verlag, über den Hans Sarkowicz schreibt: „Die Freundschaft zu dem ebenfalls aus dem Sudetenland stammenden Schriftsteller Erwin Guido Kolbenheyer und die eigene Vergangenheit als NS-Funktionär prägten das Verlagsprogramm.“ (Die alte Rechte auf neuen Wegen. Mit welchen Strategien rechtsextremistische Verlage auf Lesersuche gehen. In: Die Zeit, 3/1987 (9. Januar 1987))


Karl Hermann Frank (21.1.1898–22.5.1946)

Der Einfluß der sudetend. Erneuerungsbewegung der 20er Jahre war stark. Ihre geistigen Strömungen wirken noch heute nach. Umsomehr wurde damals der begeisterungsfähige junge Mensch davon ergriffen. Der 25jährige Buchhalter der Dux-Bodenbacher Eisenbahn gab 1923 unter diesem Erlebnis sogar seinen Beruf auf, weil er ihn ideell nicht ausfüllte. Er entschloß sich, Buchhändler zu werden. „Ich hoffte, im Verbreiten guter Bücher einen befriedigenderen Beruf zu finden“ (S. 23, Karl H. Frank, Staatsminister im Protektorat). Er lernte bei Erich Mathes, Buchhandel und Verlag, Hartenstein in Sachsen. Da er Abitur, einen einjährigen Abiturientenkurs an der Handelsakademie in Prag und langjährige kaufmännische Praxis hatte, wurde er vor der üblichen Zeit Angestellter, um in Leipzig die Verlagsarbeit kennenzulernen. Im Jahre 1926 gründete er in Elbogen das „Egerlandhaus für Buch und Kunst“, Buchhandlung und Verlag. Bei ihm erfuhr der gleichaltrige Adam Kraft, der wie viele andere sudetend. Postbeamte zugunsten der Tschechisierung abgebaut worden war, seine Umschulung zum Buchhändler. Er gründete 1927 in Karlsbad-Drahowitz seinen eigenen Verlag.

Die erste Veröffentlichung des Verlegers Karl Hermann Frank war eine Bildermappe „Elbogen im Egerland“ (1926) und die zweite „Von den sieben reinen Seelen um Florian Einsam“, eine Erzählung seines Bruders Ernst (1928). 1931 übersiedelte Karl H. Frank nach Karlsbad, da er sich im Weltkurort einen besseren Umsatz versprach. Da sich diese Erwartungen nicht erfüllten, stellte er Ende 1933 seine Arbeitskraft und seinen Verlag der Partei Konrad Henleins zur Verfügung. Neben sachlichen Informationsheften und Zeitschriften erschienen als wissenschaftliche Veröffentlichungen zur Führung des sudetendeutschen Rechtskampfes Werke von auch heute noch gültiger Aussagekraft. Dazu gehören u.a. „Die Tschechoslowakei im Spiegel der Statistik“ von Erwin Winkler (1937) und die „Sudetendeutsche Geschichte” von Univ.-Prof. Dr. Josef Pfitzner, Prag (1935, 2. Aufl. 1937), deren Bearbeitung dem Verfasser dieses Berichts oblag. Auch der Bildband „Sudetendeutschtum in Kampf und Not“ (1.-12. Tsd. 1936) entstand in Eger, mußte aber im Bärenreiter-Verlag, Kassel-Wilhelmshöhe, verlegt werden, wollte man eine Beschlagnahme durch die Tschechen nicht von vornherein riskieren. Mit dem Anschluß 1938 endete diese  Verlagstätigkeit.


Ernst Frank (22. 8. 1900) – [20.9.1982]

Der geborene Karlsbader, dessen Vorfahren nachweisbar über 300 Jahre im Egerland ansässig waren, ist als Journalist, Schriftsteller und Verleger tätig geworden. Je nach Lebensabschnitt überwog einer dieser Berufe.

Die Spannkraft für dieses sein ganzes Leben überwölbende Arbeitspensum holte sich der aus der Jugendbewegung hervorgegangene, unermüdliche „Kämpfer“, wie er sich selbst einmal bezeichnete, als Turner, Bergsteiger und Skifahrer. Hier soll vom Verleger die Rede sein.

Ernst Frank kam als damaliger Schriftleiter der „Karlsbader Tageszeitung“ auf zwei Wegen mit dem Beruf des Verlegers in Verbindung. Der erste Weg führte über seinen Bruder Karl Hermann, der aus Idealismus Buchhändler und Verleger wurde. Das gemeinsame Erlebnis der Wandervogel- und Böhmerlandbewegung hatte bei den jungen Menschen die Begeisterung für das gute Buch geweckt, dem sie beide dienen wollten, der eine als Schriftsteller, der andere als Verleger. Der zweite Weg Ernst Franks zum Verlagswesen führte über seine Entsendung als Vertrauensmann der sudetendeutschen Schutzverbände 1935 in den von Adam Kraft 1927 aus der gleichen böhmerländischen Gesinnung gegründeten Adam Kraft Verlag (KG). Als Miteigentümer gab Ernst Frank das Jahrbuch „Deutsches Leben“ 1936 bis 1940 und die „Witikohefte für Jugend und Volk“. Eger und Leipzig) heraus. In den Jahren von 1926 bis 1944 erschien eine ganze Reihe von Publikationen Ernst Franks (s. Bibliographie S. 67 in „Das Rad dreht sich“, 1970).

Seine verlegerischen Erfahrungen aus dieser Zeit befähigten ihn nach Kriegsende, Gefangenschaft, Internierung und jahrelanger manueller Arbeit als Handlanger und Lagerhalter wieder als Verleger tätig zu werden. Mit Hilfe der von ihm durch 19 Jahre ehrenamtlich als Schriftleiter betreuten Zeitschrift „Sudetendeutscher Turnerbrief“ gründet er 1952 den Heimreiter-Verlag in Frankfurt a. M. Den Lebensunterhalt für sich und seine Familie verdiente er als Redakteur einer Vertriebenenzeitung, „Der Wahrheit helfen“, Titel des Heimreiter-Almanachs zum zehnjährigen Bestand des Verlages 1962 und Programm zugleich, gibt Aufschluß über die Gründe seiner Verlagsarbeit. Überzeugt von der einmaligen Bedeutung der sudetend. turnerischen Erneuerungsbewegung werden die „Leibeserziehung der Mannesjugend“ von Toni Sandner nochmals und das zweibändige Werk „Sudetendeutsches Turnertum“ von Dr. Rudolf Jahn neu aufgelegt. Der’ Bildband „Sudetend. Turnbewegung“ (1967) rundet diese Thematik ab. Gleichzeitig wird die Schriftenreihe der national-liberalen Gesinnungsgemeinschaft „Witikobund“ in den Verlag aufgenommen und die egerlandbezogenen Erfolgsbücher des Verlegers selbst. Er gibt auch Gedichtbände heraus, so Otto Zerliks „Egerländer Bauernjahr“ (1955) und Pschorns „Und die Wolken darüber“ (1960). Er nimmt sich des verfemten Kolbenheyer, der Kolbenheyer-Gesellschaft und ihrer Publikationen an, deren Auslieferung an den Buchhandel er durchführt. Das Kolbenheyerbuch „Jahre des Glücks — Jahre des Leids“ von Ernst Frank liegt inzwischen in 4. Aufl. (1976) und Kolbenheyers „Weihnachtsgeschichten“ in 7. Aufl. (1976) vor.

Damit ist bereits der neue Entwicklungsabschnitt Orion-Heimreiter-Verlag, 6056 Heusenstamm, Postf. 1324, erreicht, denn so firmiert er seit 1967. Zu den 60 Titeln des Heimreiterverlags kamen die 38 des Orionverlages, so daß beide über rund 100 Titel verfügen. Ein Almanach zum 25jährigen Bestehen des Heimreiter-, zum 15jährigen des Orion- und zum 10jährigen der als Orion-Heimreiter-Verlag vereinigten Verlage ist im Druck. Das Erfolgsbuch „Karl Hermann Frank, Staatsminister im Protektorat“ wurde in drei Auflagen abgesetzt. Dem westdeutschen Wohlstandscharakter entsprechend wurde „Eigenarten der europäischen Weine“ von Herbert de Bary, dem anerkannt besten Weinfachmann Westeuropas, in 16. Aufl. zum Spitzenbuch des Verlages. In vino veritas! Wer der Wahrheit den Weg bahnen will, braucht den finanziellen Erfolg, um auch Bücher drucken zu können, die dem Guten, Schönen und Wahren dienen, wie es Ernst Frank fordert.
Josef Suchy: Egerländer als Verleger. In: Jahrbuch der Egerländer 25 (1978), S. 87–88.)


Anmerkungen

[1] Die Bezeichnung ‚Egerland’ in Firmennamen war keine Seltenheit. So gab es seit dem 25.1.1921 die Firma „Egerland“ Verlags- und Sortimentsbuchhandlung Eger (Cheb) in Böhmen. Spezialgebiete waren Schulbücher, Volks- und Jugendschriften, katholische Literatur aller Zweige, religiöse Kunst. Inhaber war der Pressverein „Egerland“, der nach eigener Angabe leistungsfähige Buchdruckereien in Eger, Marienbad, Tachau und Prag hatte. Der Pressverein betrieb auch Buchhandlungen in Tachau und Komotau.

[2] Josef Suchy: Egerländer als Verleger. In: Jahrbuch der Egerländer 25 (1978), S. 88. Die Biographie Ernst Franks findet sich hier auf S. 87–88.

[3] Über Franks Untaten nach dem Anschluss verliert Suchy kein Wort.