„Stella“-Verlagsanstaltges.m.b.H.

 

„Stella“-Verlagsanstaltges.m.b.H. [1926 –1938 (?)], Prag

Die vermutlich Ende 1925/Anfang 1926 gegründete „Stella“-Verlagsges.m.b.H. hatte ihren Sitz zunächst in Prag I, Liliová 7, später in Prag II, Klimentská 20.[1] Sie gab wöchentlich ab Jänner 1926 die Frauenzeitschrift Frauenfreude – Mädchenglück. Das Blatt der deutschen Frau (ab Mai 1937: Das älteste und führende Blatt der deutschen Frau)[2] mit einer wöchentlichen Auflage von 52.000 Exemplaren (Stand 1935) heraus. Gedruckt wurde die Zeitschrift von A. Haase in Prag. Die verantwortliche Schriftleiterin in Prag war Dr. phil. Kaethe Haar, die 1926 mit einer Dissertation über Georg Lichtenberg an der Prager Uni promovierte[3]. In Österreich für Herausgabe und Redaktion zu dieser Zeit verantwortlich war Albert Mrkva[4], wobei zu bemerken ist, dass die Zeitschrift einen starken wienerischen bzw. österreichischen Inhalt aufwies.[5] Spätestens 1937 war M. Schneider verantwortliche Schriftleiterin in Prag und Grete Schmahl(-Wolf), (24.12.1882, Wien – 31.8.1942, Theresienstadt) in Österreich für Herausgabe und Inhalt verantwortlich. Ihr Name scheint zum letzten Mal im Impressum der Ausgabe vom 27. April 1938 auf. Schmahl-Wolf war in der Frauenbewegung in Wien sehr aktiv und ehemalige Redakteurin der Zeit. Die letzte nachgewiesene Ausgabe der Zeitschrift erschien am 1. Dezember 1938.

Die Zeitschrift war inhaltlich gewissermaßen eine tschechoslowakische Antwort auf Ullsteins Das Blatt der Hausfrau.[6] Neben Fortsetzungsromanen, Kurzgeschichten, Preisausschreiben, Ratgeberrubriken, seriösen Beiträgen zu „Frauenthemen“, frauenspezifischen Anzeigen usw. spielte die Mode ein große Rolle. So verkaufte der Verlag – analog zu den Ullstein-Schnitten – „Stella“-Schnitte und Bügelmuster (Werbeslogan: „Nähet nach Stella-Schnitten“. „Sie sind gut, geschmackvoll und billig.“). Im Frühjahr 1937 entschloss sich der „Stella“-Verlag eine Zeitschrift für Kinder herauszubringen: Ju Ju. Das Blatt der deutschen Jugend. Obwohl das Erscheinen dieses Blattes durch Anzeigen in Frauenfreude –Mädchenglück eindeutig nachweisbar ist, scheint es in keinem Bibliothekskatalog auf. In diesem Zusammenhang sind auch die „Stella“-Spiele für Kinder zu sehen. Was die (eher schmale) Buchproduktion betrifft, so sind neben einigen Ratgebern und Kochbüchern auch Frauenromane erschienen. Der Verlag gab auch den Hausfrauen-Kalender (1930) heraus. Die Schriftleiterin Dr. phil. Käthe Haar-Polak veröffentlichte einen Band unter ihrem Pseudonym „Kitty“, und der Verlag gab jahrweise auch Frauenfreude – Mädchenglück-Kalender heraus.


Verlagsproduktion

Friedl, Fritz: Wie haushalte ich? Mit einem Vorwort von Gertrud Jaksch und einer eugenischen Betrachtung, geschrieben im Auftrage der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Volksgesundheit in der Tschechoslow. Republik. Prag: „Stella“ Verlagsgesellschaft, [1937].

Kitty [Ps. für Käthe Haar]: Schickt sich das? Ein Ratgeber für alle Lebenslagen. Der Weg zum Erfolg. Umschlag und Illustrationen von F. Staral. Prag: Stella-Verlagsgesellschaft, [1933].

Joss, Erwine: Ich spielte mit Elfen und Zwergen … . Märchen. Mit Bildern von A. Arnegger. Prag: Stella-Verlag, 1930.

Neubert, Elisabeth: Das original-böhmische Kochbuch: Die gute Köchin. Rezepte für unerfahrene und geübte Hausfrauen. Prag: Stella, [um 1925].

Reichinstein, David: Albert Einstein. A picture of his life and his conception of the world. Popular, understandable. [Only authorized transl. from the German by M. Juers and D. Sigmund]. Prague [Prag]: Stella Publ. House, 1934.

Schick-Rosenberger, Malvine: Das Tagebuch der kleinen Vera. Prag: Stella-Verlag, [1937].

Schmied, Luise Maria: Mutter. Erzählungen. Prag: Stella-Verlag, 1929.

Willmar, Hanna: Die drei um Jana. Roman. Prag: Stella-Verlag, [1936].


Anmerkungen

[1] Die Firma scheint weder im Adreßbuch des Deutschen Buchhandels noch in Perles‘ Adreßbuch auf. Der letzte Eintrag in Sperlings Zeitschriften- und Zeitungs-Adreßbuch ist im Jahrgang 1935, wo der Name der Schriftleiterin nun mit Dr. phil. Käthe Haar-Polak angegeben wird.

[2] Wie der Verlag zu dieser Behauptung gekommen ist, ist unklar. Keine der größeren wissenschaftlichen Bibliotheken hat den kompletten Bestand. Der Bestand in der UB Wien beginnt mit der Nr. 38, Jahrgang 1927 (Gesamtnummer 89), und endet Dezember 1937. Die Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig weist die Jahrgänge 1930 (Nr. 48) bis 1938 (Nr. 666) nach. Laut freundlicher Auskunft von Frau Marion Wittfeld erschien die letzte Ausgabe im Bestand der DNB am 1. Dezember 1938. Wir können davon ausgehen, dass dies auch die allerletzte Ausgabe war. Der Bestand in der Österr. Nationalbibliothek, der bei ANNO verfügbar ist, reicht von Nr. 89, 1927, bis Nr. 456 vom 26. September 1934. Die Nationalbibliothek in Prag weist Jg. 1 (1926) – Jg. 10 (1935) aus. Dass die Wiener Bibliotheken die Zeitschrift erst ab 1927 im Bestand haben, hängt damit zusammen, dass das Blatt erst ab Herbst 1927 über den „Zeitschriften-Verlag Albert Mrkva“, 8., Bennogasse 29, in den Handel kam. Zum Schluss hatte die Firma Morawa & Co. die Auslieferung in Österreich.

[3] Kaethe Haar: Der Einfluß Montaignes auf Lichtenberg. Masch.schriftl. Diss. Prag 1926. Für diese Auskunft bin ich Dr. Albert Krayer von der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Lichtenberg-Arbeitsstelle, zu Dank verpflichtet.

[4] Mrkva ist 1967,  87jährig in Wien gestorben.

[5] Unter vielen anderen Käthe Braun-Prager, Gertrude Urzidil, Eugenie Schwarzwald, Olga Klement, Itha Kraft, Ida Bock, Gisela von Berger, Vicky Baum.

[6] Dazu der Aufsatz des Verf.: Der Wiener Ullstein Verlag. In: „Der ganze Verlag ist einfach eine Bonbonniere“. Ullstein in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Hrsg. von David Oels und Ute Schneider. Berlin: de Gruyter, 2014, S. 44–66. (= Archiv für Geschichte des Buchwesens – Studien 10). (Erscheint September 2014)