Geschäftsbericht 1924/25

Geschäfts-Bericht des Vorstandes des Verbandes der Deutschen Buch-, Kunst-, Musikalienhändler und Verleger in der Tschechoslowakischen Republik, Sitz Dux über das Verbandsjahr 1924/25.
In: Der Buchhändler 6. Jg., Nr. 20/21, 21. Juli 1925, S. 90–91.

c) Der Verlag

Eine regere Tätigkeit war auf dem Gebiete des deutschen Verlagswesens in der Tschechoslowakischen Republik zu bemerken. Schon durch die staatliche Vorschrift, daß Schulbücher im Inland verlegt sein müssen, erhielt die Verlagstätigkeit eine wesentliche Erhöhung. Aber darüber hinaus bringt der inländische Verlag heute schon gediegene Veröffentlichungen auf den einzelnen Gebieten, sei es nun Rechtswissenschaft, Belletristik, Heimatkunde, Pädagogik, Musik u.a.m. Bemerkenswert ist allerdings, daß diese Verlagsunternehmen zum großen Teil von Firmen der graphischen Industrie, vom Vereinsbuchhandel, vom Wiener Verlag, zum kleinsten Teile dagegen nur vom zünftigen Buchhandel ins Leben gerufen wurden, da diesem scheinbar doch, trotz des unleugbaren Bedarfes, der Mut oder das Kapitel zu größeren Verlagsunternehmen fehlt.

Die Verkaufspreise der heimischen Verlagserzeugnisse sind im Vergleich zu den eingeführten Bücherproduktionen wesentlich niedriger gehalten, so daß sich das deutsche Buch aus der Tschechoslowakei langsam aber ständig seinen Weg auch nach Deutschland und Deutschösterreich bahnt.

Kurz sei noch einiges über den reichsdeutschen Verlag, der für uns von so eminenter Wichtigkeit ist, gesagt. Die schon im Herbste überraschend zahlreich einsetzenden Ankündigungen im Börsenblatt beweisen eine recht hohe Produktion, deren Absatz jedoch lange nicht so gesichert erscheint, wie ehedem. Die für uns nicht so günstige Preisstellung, die Valutaunterschiede und die wirtschaftlichen Ungleichheiten sind es vor allem, die einem größeren und wünschenswerten Absatz nach hier im Wege stehen. Die Preise sind fast durchwegs – mit einigen Ausnahmen wissenschaftlicher und technischer Bücher – über dem Friedensniveau und erreichen in jüngster Zeit eine Steigerung von 50–100%. War schon zur Weihnachtszeit der Verkauf reichsdeutscher Bücher nach hier ein recht mäßiger, so zeitigte die Frühjahrsmesse, bei der das deutsche Sortiment aus der Tschechoslowakei nur sehr spärlich vertreten war, noch krassere Kontraste.