Verleger im Sudetenland

Verleger im Sudetenland.
In: Die Buchbesprechung. Eine monatliche Umschau (Leipzig), 2. Jg., H. 10 (Oktober 1938), S. 291-296.

Verleger im Sudetenland

Die nachstehenden Berichte sudetendeutscher Verleger vermitteln ein einprägsames Bild von den deutschen Kulturaufgaben, die in der Kampfzeit im Tschechenstaat zu leisten waren und die freudig als Dienst am Volkstum von ihnen ergriffen wurden. Ihre Leistungen, ihr Fleiß und ihre Opferfreudigkeit für die deutsche Sache dürfen bei einer Würdigung des sudetendeutschen Schrifttums nicht vergessen werden.

Adam Kraft Verlag, Karlsbad

Am 4. Oktober gegen 7 Uhr ertönten Sirenen und Kirchenglocken und meldeten den Einzug der deutschen Truppen, nachdem in der Nacht vorher die letzten Tschechen unser Land verlassen hatten. Es war ein Jubel, der seinen Höhepunkt erreichte, als wenige Stunden später der Führer in unserem befreiten Karlsbad seinen Einzug hielt. Ein jahrzehntealter Traum, der Kampf der letzten Jahre und der Sinn unserer Arbeit fanden an diesem Tage Erfüllung. Die Sudetendeutschen kehrten heim ins Reich.

Das Egerland, dem ich entstamme, war immer schon in der ersten Reihe der Verfechter des großdeutschen Gedankens. Schönerer fand seine ersten und treuesten Anhänger im Egerlande. In der Badeni-Zeit kämpfte Eger gegen die Vertschechung und zeigte die Gesinnung des Egerlandes durch Anbringung einer Tafel, die den Spruch Felix Dahns trägt: „Das höchste Gut des Mannes ist sein Volk; das höchste Gut des Volkes ist sein Recht. Des Volkes Wille lebt in seiner Sprache. Dem Volke, dem Recht und seiner Sprache treu fand uns der Tag, wird jeder Tag uns finden.“

So war die Arbeit meines Verlages aus der deutschen Gesinnung des Egerlandes heraus bestimmt. So habe ich 11 Jahre lang mich gemüht, unserem deutschen Volke zu dienen. Es war nicht immer leicht, und es war nicht immer klar, auf welchem Wege ich gehen sollte, aber das war sicher und bestimmt und glühte in jedem sudetendeutschen Herzen: Deutsch sein, deutsch bleiben und dienen dem Großdeutschen Reiche, auch wenn wir von ihm getrennt waren. Das deutsche Volk war Inhalt unseres Denkens und Fühlens. 1925 wurden die deutschen Beamten, nachdem sie ihre Schuldigkeit getan und Tschechen angelernt hatten, entlassen. Auch ich verließ in diesem Jahre den Staatsdienst.

Meine ersten Verlagswerke waren Bildmappen. Ich war künstlerisch tätig und brachte als erstes Werk eine Mappe mit 12 Holzschnitten „Heimat, liebe Heimat“ heraus. Darauf folgte eine Bildmappe von Reichenberg.

Als erstes literarisches Werk erschien das Buch „Grenzlandquellen“, eine Sammlung von Novellen sudetendeutscher Dichter. In Deutschland regierte die Asphaltliteratur. Thomas Mann, Wassermann und Genossen führten den Reigen. Wir aber suchten das heimatverbundene Buch. Wir wollten aus der Kraft der Heimat leben und unsere Wurzeln immer mehr versenken in die Heimat, die deutsch war.

Damals ging ich meinen Weg als Verleger mehr unbewußt als bewußt. Erst als die Aufgabe zur Gestaltung eines Verlagsprogrammes heranreifte, wurde mir der Weg klar. Schwer war es, ihn so, wie er mir vorschwebte, zu gehen; denn was war der kleine sudetendeutsche Verlag gegenüber den großen, einflußreichen und wirtschaftlichen Vorteil bietenden reichsdeutschen Verlagen, und wie stark war die Einengung durch das tschechische Regiment. Aber auch hier entschied, wie es im Grenzland immer ist, der Wille, der Heimat und damit dem deutschen Volke zu dienen, und nicht die Aussicht auf wirtschaftlichen Vorteil. Als erstes Buch, das tief hineingriff in das Leben der Sudetendeutschen und die brennenden Probleme der vergangenen Jahre und der Gegenwart, in die uns der Friede von Versailles gestürzt hatte, aufzeigte, war „Noch steht ein Mann“ von Hugo Scholz. Hier war gesagt, wie die Deutschen dem tschechischen Ansturm vor dem Kriege wehren mußten, wie im Kriege sudetendeutsches Blut immer wieder die Lücke, welche der Verrat der Tschechen riß, ausfüllen mußte und wie nach 1918 die Heimat unter die Fremdherrschaft geriet. Das Buch wurde 1934 von den Tschechen beschlagnahmt und 4000 Bücher vernichtet.

Dichter wie Bruno Brehm, Robert Michel, Bruno Hans Wittek, Robert Hohlbaum und anderen fanden zum Verlag. Aber nicht nur Dichtung, sondern dem Kampf dienende Schriften wollte ich bringen. So wurde das Buch „Ringendes Volkstum“ geplant und verwirklicht. Hier hat Karl Franz Leppa, einer der wichtigsten Vorkämpfer für deutsches aufrechtes Wesen, die Auswahl getroffen.

Und wieder einige Jahre später form Karl Franz Leppa das Buch „Komm, tapfrer Deutscher!“

Ich will einen kurzen Überblick geben, wie sich die Verlagsarbeit planmäßig entwickelte. Die Reihe erzählender Bücher wurde recht ansehnlich, Bruno Brehm, Gustav Cartellierei, Robert Hohlbaum, Willi Lang, Karl Franz Leppa, Gustav Lerch, Gustav Leutelt – dessen Gesammelte Werke wir in 3 Bänden herausbrachten – , Robert Lindenbaum, Emil Merker, Hermann Ritter, Karl Adolf Mayer, Hugo Scholz, Franz Spunda, Adalbert Stifter, Karl Hans Strobl, Hans Watzlik, Carl Hans Watzinger, Bruno Hans Wittek, Rudolf Witzany.

Geschichtliche Werke waren ein besonderes Bedürfnis, vor allem volkstümlich geschichtliche Werke. Hier gelang es, einen Verfasser zu finden, der unendlich Wertvolles geleistet hat: Alfred Schmidtmayer. Er hat leider die Befreiung seiner Heimat, den er mit seinen beiden Werken „Geschichte der Sudetendeutschen“ und „Weg der Sudetendeutschen“ diente, nicht mehr erlebt.

Richard Klier schrieb „Das Deutschtum Prags in der Vergangenheit“, Helmut Preidel „Germanen in Böhmens Frühzeit“. Von Herbert Cysarz brachten wir das Buch „Dichtung im Daseinskampf“. Die kleine „Volksdeutsche Reihe“ sollte eine Reihe des kämpfenden Deutschtums werden. Hier wurde auslanddeutsche Dichter gesucht und Bücher, die vom Kampf des Deutschtums in jedweder Form berichteten und die deutsches Wesen erkenntlich machten. Die Volkskunde ist in unserem Verlag durch 3 Bände von Gustav Jungbauer vertreten, welche in einem größeren Werk unter dem Titel „Das Volk erzählt“ vereinigt sind.

Wir haben aber nicht nur die bekannten Namen, welche in Deutschland einen guten Klang haben, gesucht, sondern auch dem jungen aufstrebenden Schrifttum gedient. Gedichtbände erschienen von Alfred Görgl, Ruth Steffan, Josef Moder, Franz Höller, Josef Schneider, Rudolf Witzany, Karl Friedrich-Kossat. Daß wir hier Wertvolles bieten konnten, beweist, daß z.B. Schneiders Gedichtband „Ewiger Arbeitstag“ eine 2. Auflage in ganz kurzer Zeit erlebte und heute über 2000 Bändchen abgesetzt wurden.

Auch von Franz Höllers Gedichten kam eine vollständige umgearbeitete Neuauflage „Kantate des Lebens“. Franz Höllers Gedichte zählen zu den schönsten Blüten der deutschen Dichtung. Manches wird von unserem Jungvolk und der Hitlerjugend gesungen.

Ich habe immer schon empfunden, daß im ausschließlichen Erscheinen sudetendeutscher Dichter in unserem Verlag ein gewisser Separatismus sich ausdrücken könnte, den wir nicht wollten. So habe ich auch hier die Bindung zwischen Altreich und unserem Sudetenland gesucht und nach mancher Mühe gefunden. Wir riefen reichsdeutsche Dichter und Wissenschaftler auf, uns Werke zu geben. So haben wir von Josef Friedrich Perkonig, Josef Ponten, Hans Friedrich Blunck, Leopold Weber, Kurt Herwarth Ball, Kurt Pastenaci, August Scholtis, Ulrich Sander u.a. Bücher gebracht. Unsere sudetendeutschen Bücher sollten hinaus ins Altreich, die Bücher der Dichter aus dem Altreich im Sudetenland wirken. Binden sollten uns diese Bücher an das Binnendeutschtum und das Binnendeutschtum an uns Grenzdeutsche-Kämpfer.

1933 wurde im bewußten Gegensatz zu tschechenfreundlichen Kulturpolitikern und in der Absicht, eine neue tschechenfreundliche kulturelle Zeitschrift unmöglich zu machen, „Der Ackermann aus Böhmen“ gegründet. Hans Watzlik und Karl Franz Leppa haben die Zeitschrift geformt. Die Schriftleitung führt Karl Franz Leppa, der auch unsere zweite Zeitschrift „Das Deutsche Erbe“ leitet. Im „Ackermann aus Böhmen“ wird das gesamte geistige Leben der Sudetendeutschen in Gegenwart und Vergangenheit behandelt, im „Deutsche Erbe“ die Schätze der deutschen Dichtung aller Zeiten wiedererweckt.

Als erstes Buch über Konrad Henlein erschien von Rudolf Jahn „Konrad Henlein“, Leben und Werk des Turnführers. Eine Reihe neuer Arbeiten sind in Auftrag gegeben, so eine große Literaturgeschichte, ein Kunstbuch, das aus den Sudetendeutschen Kunstausstellungen hervorgeht, und ein kulturpolitisches Werk über das Sudetendeutschtum.

Nun ist auch das Ziel meiner Arbeit erfüllt, das Sudetenland, meine Heimat, gehört dem Großdeutschen Reiche. Der Dank an den Führer fließt aus heißem Herzen. Dem Sudetenland ist der Weg zu einer glücklichen Zukunft frei, wir sind heimgekehrt. Mit dieser Erfüllung aber ist meiner Arbeit etwas von ihrem tiefen Sinn genommen. Es gilt nun, einen neuen Sinn zu gewinnen, denn Verleger sein heißt nicht nur wirtschaftliche Pläne erfüllen, sondern einen geistigen Weg suchen und einem Ziele zustreben. Dieses neue Ziel zu suchen soll meine nächste, im Sinne des Nationalsozialismus zu leistende Arbeit sein. Uns Grenzdeutschen liegt es im Blut, zu dienen, eine Sache um ihres Zieles wegen zu führen. Nicht mehr die Befreiung und für die Vorbereitung dazu müssen wir das Schrifttum einsetzen; es soll aber weiter wie bisher dem deutschen Volke dienen und deutsche Kultur vertiefen und zum Deutschtum erziehen helfen. Der Weg der elf Jahre hat auch viel Schweres gebracht. Wirtschaftlich konnte der Verlag nie Sicherheit erlangen. Jahr für Jahr kamen Rückschläge, die die Abgetrenntheit vom Reich oder der Vernichtungswille der Tschechen verursachten. Aber all dieses Schwere ist vergessen.

Als der Verlag nach finanziellen Rückschlägen kaum mehr seine umfangreiche Arbeit aufrechterhalten konnte, traten 1936 Vertreter der Volkstumsverbände und Konrad Henleins ein.

Nach Überwindung jener Schwierigkeit nahm der Verlag einen kräftigen Aufstieg. 1928 konnten nur rund 5000 Bücher im Jahr verlegt werden, heute aber bringt der Verlag weit mehr als 100 000 Bücher jährlich auf den Markt. Rund 60 Schriftsteller haben Werke beigesteuert, darunter 45 Sudetendeutsche. Weit über 100 Werke sind in den elf Jahren des Bestandes zur Ausgabe gekommen.

Heute ist der Weg frei; wir wollen ihn arbeitsfreudig und mit unbeirrbarem Blick auf unser Ziel gehen.

Adam Kraft

Ed. Kaiser Verlag, Böhmisch-Leipa

Wir haben unsere Verlagsarbeit im Jahre 1930 in Niedergrund bei Warnsdorf mit der Herausgabe der Zeitschrift „Die junge Front“ begonnen, zu deren Mitarbeitern Konrad Henlein, Dr. W.J. Sebekowsky und die übrigen heute führenden Männer der Sudetendeutschen Partei gehörten. Die Zeitschrift war das Sprachrohr der Gründer der Sudetendeutschen Heimatfront, wie die Sudetendeutsche Partei im Zeitpunkte ihrer Gründung hieß. Ein Viertel aller erschienenen Hefte ist der Beschlagnahme verfallen, der Herausgeber selbst ist zweimal in Strafuntersuchung nach dem Schutzgesetz gezogen worden. 1933 haben wir den Verlag des Sudetendeutschen Jahrbuches übernommen.

Da uns von der Landesbehörde in Prag die Erteilung der Verlagskonzession, um die wir seit 1930 mehrfach angesucht haben, immer wieder verweigert wurde, haben wir 1934 vorübergehend von Groß-Schönau aus gearbeitet, wo der Kaiser-Verlag als Deckadresse für unsere Verbindungen mit dem Reichsgebiete diente und haben im Herbst 1934 vier Bücher erscheinen lassen. Darunter einen Novellenband von Emil Merker, „Abrechnung in der Fremde“.

Im Herbst 1935 erschien in Groß-Schönau: Lindenbaum, „Wir haben eine Heimat“; Lerch, „Rückzug vom Balkan“, dessen erste und zweite Auflage sofort nach Erscheinen in der Č.S.R. verboten wurde.

Im Frühjahr 1936 gaben wir von Groß-Schönau aus das Jahrbuch 1936 heraus, welches wir erst nach dreimonatigem Bemühen von der tschechischen Zensur nach zahllosen Streichungen und Kürzungen freibekamen. In dem gleichen Zeitpunkte erschien neben einem Kriegsroman (Zangel, „Flucht aus Turkestan“), der sudetendeutsche Entwicklungsroman Ernst Franks: „Kameraden wir marschieren“. Auch diesen Roman haben wir erst nach wiederholten Bemühungen und Streichung von mehreren Kapiteln von der tschechischen Zensur freibekommen. Trotzdem ist dieses Buch am 10. Mai 1937 verboten und nahezu 1200 Stück sind beschlagnahmt und vernichtet worden.

Im Juni 1936 erteilte uns endlich die Landesbehörde in Prag die Verlagskonzession mit dem Standort in Böhmisch-Leipa. Wir haben mit diesem Tage unsere Tätigkeit in Groß-Schönau eingestellt und uns ausschließlich unserer Arbeit innerhalb des Sudetenlandes gewidmet. Im Frühjahr 1936 war der Plan eines großen Bildwerkes über das Sudetendeutschtum[1] entstanden, und schon Mitte Dezember 1936 haben wir das noch im Reiche hergestellte Werk in der Č.S.R. herausbringen können. Diesem Werke stellten sich besondere Schwierigkeiten entgegen. Die Nationalbank verweigerte zunächst überhaupt die Einfuhrbewilligung, und erst nach wiederholten Interventionen erlangten wir die Einfuhr einer kleinen Stückzahl. Die zuständige Polizeidirektion hatte eine Vorzensur der einzelnen Druckbogen durchgeführt, leider auch viele Streichungen verlangt, und beim Zollamt die Ausfolgung der Bücher freigegeben. Schon nach Auslieferung der ersten Stücke stellte die Polizeidirektion in Aussig den Antrag auf Verbot und Beschlagnahme des Buches. Diesen Anschlag konnten wir nur durch wiederholte Interventionen bei der Oberstaatsanwaltschaft in Prag, beim Justizministerium, beim Innenministerium und beim Außenministerium, verhindern. Aus dem Akt ersahen wir, daß sogar der Untertitel des Buches „Sudetendeutschtum, ein Land, ein Volk und seine Arbeit“, dem Verbot verfallen sollte. Es gelang uns, das Verbot zu verhindern, worauf die Polizeidirektion in Aussig bei der Landesbehörde in Prag einen Antrag auf Entzug des Rechtes zum Versand des Buches mit der Post stellte. Daraufhin verweigerte uns die Nationalbank die Bewilligung zur Einfuhr weiterer Bücher, so daß es uns praktisch unmöglich war, trotz verhinderter Beschlagnahme einen entsprechenden Absatz zu erzielen.

Da die sudetendeutschen Schülerbüchereien durch einen Erlaß des Unterrichtsministeriums gezwungen waren, Bücher ausländischer Verlage aus den Büchereien zu entfernen, haben wir uns 1936 zu der Herausgabe von 10 Kinderbüchern und Jugendschriften entschlossen. Diese Arbeit haben wir im Frühjahr 1937 durch die Herausgabe von Lizenzausgaben von 50 Titeln (die besten Märchen und Erzählungen der deutschen Literatur) erweitert, und wir haben durch selbstlosen Einsatz verhindert, daß die Kinderbücher der „státní nakladatelstvi“ des tschechischen Staatsverlages in den Schülerbüchereien größere Verbreitung gefunden haben. Daneben haben wir etwa 3500 sudetendeutsche Gemeindebüchereien betreut, indem wir unsere Reihe „Sudetendeutsche Erzähler“ fortgesetzt haben.

Unsere Romane, die wir in guter Ausstattung, zu billigen Preisen, herausgebracht haben, fanden in der sudetendeutschen Öffentlichkeit viele Freunde. Das veranlaßte uns, im Mai 1938 die Freunde unseres Verlages in einem Leserkreis zusammenzufassen, und es gelang uns, bis Ende August 1938 durch stille, aber um so zähere Arbeit einen so weiten Kreis zu erfassen, daß es uns möglich wird, die bisher bescheidenen Auflagen unserer Romane zu verdreifachen.

Haben wir die Auflage des Sudetendeutschen Jahrbuches 1933 von 3000 1936 auf 7500 steigern können, gelang es uns 1938, die Auflage des Jahrbuches erstmalig auf über 10000 zu bringen. Auch dieses Jahrbuch ist in der ersten Auflage verboten worden und mußte unter Auslassungen vieler beschlagnahmter Stellen in zweiter Auflage erscheinen. Es wird im Auftrage der Sudetendeutschen Partei herausgegeben und berichtet über alle Zweige des sudetendeutschen Aufbauwerkes.

Im Anschluß an unser Bilderwerk „Sudetendeutschtum“ bringen wir ein großes Bilderwerk „Unsere Alma mater“ über die sudetendeutschen Hochschulen heraus, welches Mitte September erschienen ist. Dieses Buch schildert den Rechtskampf der sudetendeutschen Hochschulen. Leider hat die Zensur auch in diesem Buch viele Streichungen vorgenommen. Wir hoffen aber, daß schon in den nächsten Wochen eine umgearbeitete Neuauflage dieses Werkes erscheinen kann.

Der Bericht kann nicht erschöpfend sein. Er kann nur ein Bild der größten Schwierigkeiten vermitteln, aber nicht den täglichen kleinen Kampf schildern. Es wäre aber unvollständig, wenn nicht hinzugefügt würde, aus welchen Umständen und Verhältnissen heraus überhaupt der Verlag seinen Weg genommen hat. Der Gründer und Inhaber des Verlages, Eduard Kaiser, hat zwölf Jahre in Bank und Industrie gearbeitet. Die Verlegertätigkeit der Jahre 1930 bis 1936 wurde, weil sie keinen Ertrag abgeworfen, zum Großteil politischen Zwecken gedient hat, neben einer hauptberuflichen, verantwortlichen Industrietätigkeit ausgeübt. Die Liebe zum Buche, die den Verleger von Kindheit an erfüllte, hat schließlich alle Schwierigkeiten bezwungen, und trotz aller Fehlschläge und Irrtümer, die erlitten und begangen wurden, die jahrelang, mühevolle Arbeit zum Ziel geführt. Freilich haben die vergangenen schweren Wochen dem jungen Verlage schweren Schaden zugefügt. Die Herstellung wurde unterbrochen, der Vertrieb eingestellt, der Zahlungsverkehr stockt, Verbindlichkeiten können daher nicht erfüllt werden, das Weihnachtsgeschäft scheint verloren. Aber wir gehen zuversichtlich und frohen Mutes an die Aufgaben heran, die uns der Anschluß an das Reich stellt.

Wir haben nun im besonderen sudetendeutschen Aufgaben zu erfüllen. Das Sudetendeutsche Jahrbuch wird im kommenden Jahr ein umfassendes Bild des Kampfes um die Befreiung bringen. Unsere, über den Sommer vorbereiteten sudetendeutschen Städte- und Landschaftsbilder werden unseren deutschen Volksgenossen im Altreich die Schönheit und die Kultur sudetendeutscher Landschaft und sudetendeutscher Arbeit zeigen. Aber auch innerhalb des Sudetenlandes werden wir unsere begonnene Arbeit fortführen, und wir hoffen, daß wir nun auch den sudetendeutschen Autoren unserer Reihe „Sudetendeutsche Erzähler“ im Altreich viele neue Freunde gewinnen können. Wir wissen, daß wir dieses Ziel nur durch angestrengteste Arbeit werden erreichen können und hoffen, daß wir darin die Unterstützung unserer Kameraden im Reiche finden werden.

Ed. Kaiser

Der sudetendeutsche Verlag Franz Kraus, Reichenberg

Wenn ich schildern soll, wie der Sudetendeutsche Verlag begründet wurde, so muß ich etwas weiter zurückgreifen. Einer erzgebirgler Bergmannsfamilie aus der Plattener Gegend entstammend, die in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in das Pilsener Steinkohlenbecken übersiedelte, widmete ich mich schon frühzeitig dem Buchhandel.

Mein Weg führte mich über den reichsdeutschen Buchhandel 1902 nach Prag in die J.G. Calve’sche Hof- und Universitätsbuchhandlung. Das brachte mich bald den literarisch und wissenschaftlich tätigen Führerpersönlichkeiten der Deutschen Böhmens näher und ich kam mit ihnen in unmittelbare Berührung, Sauer, Hauffen, Krattner, Brömse und Thiele bildeten den Kreis um die „Deutsche Arbeit“. 1911 übernahm ich auf eigene Rechnung den Vertrieb dieser Zeitschrift. Meine Tätigkeit fand eine gute Aufnahme in den weitesten Kreisen trotz der gegen Prag gerichteten Einstellung der Deutschen im Lande.

Der Ausbruch des Weltkrieges bereitete allerdings meiner persönlichen Werbetätigkeit ein Ende. Eine Anklage nach dem Schutzgesetz machte mir die Weiterherausgabe der Zeitschrift als „inländische“ Zeitschrift unmöglich. Der Umsturz führte mich nach Reichenberg, in die Stadt, die immer mehr zum kulturellen Vorort der Deutschen in Böhmen werden sollte, und ich gründete hier meinen Verlag samt Buchhandlung.

Ich wählte das Wort „sudetendeutsch“. Die Bezeichnung „Sudetendeutscher Verlag“ wurde aber von der Postbehörde zunächst nicht zugelassen, d.h. die Poststücke wurden nicht befördert. Erst auf mein Einschreiten hin bewilligte die Postdirektion die Bezeichnung „Sudetendeutscher Verlag“, und zwar: „bis auf weiteres“.

In meinem Verlag vereinigte ich bald eine Reihe von Veröffentlichungen, die von der „Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur“, der jetzigen „Deutschen Gesellschaft der Wissenschaften und Künste“, herausgegeben wurden. So die „Quellen und Forschung aus dem Gebiete der Geschichte“, die „Beiträge zur sudetendeutschen Volkskunde“, das „Sudetendeutsche historische Archiv“, die „Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft der Wissenschaften“ und die „Bibliothek deutscher Schriftsteller aus Böhmen, Mähren und Schlesien“, die Werke von Sudetendeutschen aus allen Jahrhunderten, darunter die große kritische Adalbert-Stifter-Ausgabe umfaßt. Weiter erwarb ich die von Josef Jäger und O. Baudisch gegründete Zeitschrift „Rübezahl“, eine politisch-satirische Zweiwochenschrift mit Bildern, die von dem Schriftsteller Friedrich Jaksch geleitet wurde, später von Josef Wolf und schließlich von Wilhelm Pleyer.

Die „Böhmerland-Woche“ in Triebsch vom Jahre 1919 war insbesondere von entscheidender Bedeutung für diesen Neuaufbau wie überhaupt für die Anbahnung einer neuen sudetendeutschen Bildungsbewegung, ja der sudetendeutschen Bewegung überhaupt. Hier trafen sich mit Vertretern der Jugendbewegung Dr. Erich Gierach, Dr. Emil Lehmann, Oberlehrer Jos. Blau, Prof. Metzner, die Fachlehrer Göth, Herzog, Syrowatka u.a. Hier wurde die Zeitschrift „Heimatbildung“ unter der Schriftleitung Prof. Dr. Emil Lehmanns begründet als Arbeitsblatt für die neue heimatlich einzustellende Erwachsenenbildung.

Die „Sudetendeutsche Bücherei“, die „Sudetendeutschen Heimatgaue“, „Sudetendeutsches Volk und Land“, der „Heimatschulmeister“ und viele andere Schriftenreihen folgten. Diese und andere in meinem Verlag herausgegebenen Werke, die unser Land und seine Geschichte und Lage behandeln, haben als wichtige Aufklärungsschriften ihre Wirkung nicht verfehlt.

Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit mit den geistig Schaffenden, insbesondere mit den Führern unserer Heimatbewegung und Bildungsarbeiten spiegelt auch das Bücher- und Schriftenverzeichnis meines Verlages.

Als Folge meiner buchhändlerischen und verlegerischen Tätigkeit wurde mir die Schriftleitung des Fachblattes unserer buchhändlerischen Organisation „Der Buchhändler“ im Jahre 1921 übertragen. Ich regte zu dieser Zeit bei unserem heimischen Verlag die Schaffung einer „Bibliographie in den Sudetenlanden“, ähnlich der im Deutschen Reiche vom Börsenverein der deutschen Buchhändler in Leipzig geführten, an und sammelte die in den Sudetenländern erschienenen Veröffentlichungen für eine zukünftige deutsche Studienbibliothek im deutschen Siedlungsgebiete. Nach erfolgter Gründung der „Bücherei der Deutschen“ in Reichenberg, unserer von Hofrat Sauer schon 1909 angeregten deutschen Nationalbibliothek, wurden und werden ihr die für diese Bibliographie gewidmeten Stücke zugewiesen. Im Jahre 1922 wurde ich Mitbegründer des „Nordböhmischen Verlages, Ges.m.b.H.“ in Reichenberg und dessen geschäftsführender Gesellschafter. Dieser Verlag ist ein ausgesprochener Schulbuchverlag.

Schwierig in mannigfacher Hinsicht waren die letzten Jahre meiner Tätigkeit, in denen ich mich vielfach auf mich selbst gestellt und nur von einigen wenigen verständnisvoll gefördert sah. Die verschiedenen Beschlagnahmen trafen mich auch wirtschaftlich sehr stark.

In der jüngsten Zeit habe ich mich mit meinem Verlag auch der schönen Literatur wieder stärker zugewandt. So erschien hier neben erzählenden Dichtungen das „Sudetendeutsche Balladen-Buch“. Eine Reihe „Sudetendeutsche Bühnen- und Hörspiele“ hat ebenso zu erscheinen begonnen, wie eine Sammlung „Sudetendeutscher Dichterbücher“. Auch die Mundartdichtung fand eine Pflegestätte. Von den vielen Zeitschriften, die der Verlag im Laufe seiner nun bald zwanzigjährigen Tätigkeit herausgab, verdienen die kulturpolitischen Monatshefte „Volk an der Arbeit“ (19. Jahrgang der „Heimatbildung“) besonders hervorgehoben zu werden. Seit Beginn des Jahres 1938 erscheint die Zeitschrift „Kunst und Handwerk“, die über das sudetendeutsche Kunstleben unterrichtet. Dr. Adalbert Schmidt: „Die Sudetendeutsche Dichtung der Gegenwart“ hat der Verlag in jüngster Zeit herausgegeben.

Der Weg, den der Sudetendeutsche Verlag zu gehen hatte, war ein schwerer, der vielfache Opfer und einen stark ideellen Einsatz erforderte. Leider kam das steigende Interesse des deutschen Volkes an der sudetendeutschen Dichtung dem sudetendeutschen Verleger nur in sehr geringem Maße zugute. Im eigenen Raum war nur ein kleines Hinterland zu versorgen, eine Bevölkerung, die wohl bildungswillig, aber nicht kaufkräftig genug ist. Die für unsere Verhältnisse zu teuer gewesenen reichsdeutschen Propagandamöglichkeiten konnten nicht voll ausgenutzt werden, weshalb man es den bedeutenden Dichtern des Landes nicht verdenken konnte, wenn sie den Großteil ihrer Werke im Reich verlegten.

All diese erschwerenden Umstände werden wohl nunmehr wegfallen und es wird meinem Verlag damit die Möglichkeit geboten sein, die Volksgenossen im Altreich mit diesem oder jenem Werk meiner bisherigen Arbeit auf dem Gebiete der Volkskunde und Heimatbildung bekannt zu machen und so die Kenntnis über unseren Volksteil und unsere Gebiete zu vertiefen. Selbstverständlich werden die angefangenen großen Reihenausgaben weiter fortgeführt, so z.B. die große kritische „Stifter-Ausgabe“, „Sudetendeutsche Stadtgeschichten“, „Sudetendeutsches Ortsnamenbuch“, „Sudetendeutsches Flurnamenbuch“ und andere mehr. Auch die auf schöngeistigem Gebiet begonnenen Reihen „Sudetendeutsche Dichterbücher“ und „Sudetendeutsche Bühnen- und Hörspiele“ werden fortgesetzt. Als Gegenstück zum bereits erschienenen „Sudetendeutschen Balladen-Buch“ befindet sich ein „Sudetendeutsches Lyrik-Buch“ in Vorbereitung. Es wird auch weiterhin mein Bestreben sein, bei Berücksichtigung der gesamtdeutschen Zusammenhänge allen förderungswürdigen Kräften des Sudetendeutschtums auf dem Gebiete des Schriftwesens eine Heimatstatt zu gewähren.

Franz Kraus


Anmerkungen

[1] Sudetendeutschtum. Ein Land, ein Volk und seine Arbeit. Zusammenstellung und Bildauswahl besorgte Franz Heger; die bildtechnische Beratung oblag Kurt Libora. Böhm.-Leipa, Leipzig, Großschönau-Sa., Wien: Ed. Kaiser, 1936.